Ein Spezialauftrag für das Handwerkerteam
- Publiziert in Aktuelles 2021
- geschrieben von Tobias Plitzko
„Eine super Aussicht hat man hier“ sagt Burhan, und Harun ergänzt „Man kann bis zu Harz gucken“. Der Nebel liegt in den Senken und im Osten zeigt sich langsam die Sonne zwischen den Wolken.
Fünf Beschäftigt des Handwerkerteams und ihr Gruppenleiter Dieter Pietsch sind heute in besonderer Mission unterwegs. Sie stehen auf einem großen Hochplateau aus Maissilage, ca. 8 bis 10 Meter über der Umgebung und warten auf neue Planen.
Angefragt wurden sie von dem Betriebsleiter der Biogasanlage der Bockenemer Bioenergie GmbH & Co. KG, Henner Wolze. Mit den fünf Mitarbeitern der Biogasanlage bilden die Beschäftigten der Handwerkergruppe schnell ein eingespieltes Team. Unter der Leitung vom Inhaber und Geschäftsführer, Sven Heinen werden die schweren Planen mit einem Hubstapler an den Silageberg gefahren und mit vereinten Kräften an einem langen Seil hochgezogen. Dann folgt die Feinausrichtung. Dieses gleicht einer Choreografie von Tänzern.
In Form einer stillen Post (nur laut und deutlich) werden die Anweisungen, unterstützt durch Handzeichen vom Geschäftsführer Heinen von einem Helfer zum Nächsten weitergerufen. So groß ist die Plane und so groß sind die Entfernungen. Da, wo der Wind unter die Plane fasst, bäumt sie sich auf und fängt an zu flattern. Zum Glück nur ganz leicht, sonst würden man die Plane nicht halten können. Für diese Arbeit muss es möglichst Windstill sein. Einen Tag vorher sollte es bereits losgehen, aber da war es zu windig und die Aktion wurde abgesagt.
Liegt die Plane am richtigen Platz, werden Sandsäcke ringsum zur Sicherung aufgelegt. Darüber kommt noch ein Netz, damit die Plane auch bei stärkerem Wind liegen bleibt. Aber das Netz ist so schwer, das wird nicht hochgezogen. Dafür steht extra ein großer Kran-LKW bereit. Dieser hebt die Netzte auf den Silageberg. Von dort werden sie vorsichtig wieder über die Seiten hinabgelassen und gesichert.
Aber wofür der ganze Aufwand? Das erklären Geschäftsführer Heinen und Betriebsleiter Wolze. Die Maissilage ist das „Futter“ für die Biogasanlage. Der Berg besteht aus Maishackschnitzel, die von den umliegenden Feldern im Umkreis von 10Km gewonnen wurden. Der Silageberg ist so große, dass das „Futter“ der Biogasanlage für 1 bis 11/2 Jahre reicht. Ohne die Plane wäre die ganze Arbeit umsonst. Wenn keine Plane über der Silage liegt, beginnt der Zersetzungsprozess und aus der Maissilage wird Kompost. Der Kompost ist gut für die Felder aber nicht für die Biogasanlage. Unter der Plane fangen Milchsäurebakterien an, den PH-Wert zu senken. Sowie der PH- Wert weit genug gesunken ist, wird dadurch das „Futter“ haltbar. Die Silage ist sauer geworden.
Das ist wie früher bei Oma im Sauerkrauttopf. Da wurde auch erst der Kohl kleingeschnitten, in den Sauerkrauttopf getan, festgestampft und luftdicht verschlossen. Der Kohl fermentiert und nach einiger Zeit ist aus dem Kohl haltbares Sauerkraut entstanden.
In der Biogasanlage wird die Silage vergärt und es entsteht Biogas. Dieses wird zur Strom- und Wärmegewinnung genutzt. Einige öffentliche Gebäude der Stadt Bockenem sowie das Freibad werden z.B. mit einem Blockheizkraftwerk, in dem das Biogas verbrannt wird, beheizt.
Auf den Kompost brauchen die Felder aber nicht verzichten. Was nach der Vergärung übrig bleit wird als Dünger wieder auf die Felder ausgebracht.
Auf die Felder, die rund um den Silageberg zu sehen sind. Die Sonne ist in Richtung Westen gewandert und steht zwischen den Wolken hoch am Himmel. Der Spezialauftrag ist erfolgreich beendet und das Handwerkerteam fährt nach einem erlebnisreichen und abwechslungsreichen Arbeitstag zurück in die Werkstatt. Morgen geht es wieder auf die bekannten Baustellen.