3,6 Tonnen Zukunft schweben vom LKW
- Publiziert in Aktuelles 2021
- geschrieben von Tobias Plitzko
Die Metallbearbeitung der Werkstatt Hildesheim investiert in die Zukunft und sichert Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung. Vier Beschäftigte haben abwechselnd an der CNC gesteuerten Drehmaschine gearbeitet. Tag für Tag und Jahr für Jahr haben sie Metall- und Kunststoffteile für die Industrie und Eigenprodukte hergestellt. Mal einfach, mal komplex in der Fertigung. Programmiert und eingerichtet wurde die CNC-Drehmaschine von dem Fachbereichsleiter und Industriemeister Ingo Hußmann und seiner Kollegin Lena Koch (Gruppenleitung). Seit 1991 stand die Maschine in der Lebenshilfe und hat davor bei einem Auftraggeber viele Jahre ihren Dienst verrichtet. Damals ein Novum, als die Maschine inklusive der passenden Aufträge der Lebenshilfe angeboten wurde. Nun ist es aber an der Zeit, Abschied zu nehmen und sich der Zukunft zuzuwenden. Die Instandhaltungskosten wären unverhältnismäßig hoch gewesen und die Ersatzteilversorgung inzwischen nicht mehr gewährleistet, berichtet der Werkstattleiter Peter Straube.
Jetzt schwebt die neue CNC-Drehmaschine vom LKW. Von einem großen Kran gehoben, der vorher die alte Maschine auf den LKW des Schrotthändlers gestellt hat. Maßarbeit ist gefragt. Wenige Zentimeter zwischen Maschine und LKW- Wand verbleiben. Der LKW setzt vorsichtig vor und gibt somit seine Fracht langsam frei. Mit vereinten Kräften wird die Maschine auf ihren Platz gerollt. Drei Tage dauern die Aufstellung, Einrichtung, Inbetriebnahme und die erste Übergabe. Die Versorgungsleitungen müssen passen und das Abluftsystem angeschlossen werden. Danach geht es für die zwei hauptamtlichen Kolleg*innen zur mehrtägigen Schulung nach Bremen.
Auch wenn die Maschine mit 160.000€ eine wohl überlegte Investition ist, so vernünftig ist diese. Alle Programme der alten Maschine können übernommen werden und ebenso die Werkzeuge. Das ist ein großer Vorteil. Zumal vom selben Hersteller bereits eine weitere CNC- Drehmaschine im Einsatz ist. Da in der Werkstatt nur in Einschicht gearbeitet wird, bedarf es auch einer langen garantierten Ersatzteilversorgung. Die Maschinen „altern“ bei uns nicht so schnell wie in einem Dreischichtbetrieb, erklärt Straube.
Jetzt können wir endlich wieder voll durchstarten, ergänzt Lena Koch. Mussten Aufträge teilweise zurückgestellt und Kunden vertröstet werden, können die Rückstände mit der neuen Maschine abgebaut und Neuanfragen positiv beantwortet werden. Nicht zuletzt durch den hohen Bestelleingang des selbstgefertigten Seenotrettungssystems Rescue Star hat die gewonnene Fertigungskapazität einen hohen Stellenwert. Die vier Beschäftigten freut es, so wissen sie, die Zukunft ist gesichert. Der attraktive Arbeitsplatz bleibt erhalten und bietet weiteren interessierten Beschäftigten eine Perspektive.
Text und Fotos: Tobias Plitzko