Einfach mal hängen lassen, um wieder runterzukommen
- geschrieben von Tobias Plitzko
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Einfach mal hängen lassen, um wieder runterzukommen
Die Beine an der Wand abstützen und die Hände in der Luft hängen lassen, das ist gar nicht so leicht und erfordert viel Überwindung. Das Vertrauen in das Material und die Menschen, die einem Sicherheit geben, muss vorhanden sein. Auch wenn das Seil bis zu 10% nachgibt und man das Gefühl hat in die Tiefe zu fallen. Aus einer Höhe, die man soeben mühselig erklommen hat.
Am Freitag war es wieder so weit. Jede Woche geht das inklusive Kletterteam im Wechsel mit Teilnehmer*innen aus der Beruflichen Bildung und dem Arbeitsbereich der Lebenshilfe Hildesheim e.V. in dem Hiclimb Kletterzentrum des DAV Hildesheim klettern. Für dieses besondere ergänzende Angebot der Werkstatt Hildesheim haben insgesamt 10 hauptamtliche Mitarbeiter*innen den Toprope Kletterschein gemacht. Damit haben sie sich die Fachkunde angeeignet, Sicherheit zu geben und Absichern zu dürfen.
Das Angebot wird zahlreich angenommen. Es hat sich ein fester Kern gebildet, aber auch interessierte Anfänger*innen sind herzlich willkommen.
Toprope-Klettern bedeutet, dass das Seil bereits in der Umlenkrolle am Ende der Kletterstrecke eingehängt ist und der Klettergurt mit einem 8er Knoten eingebunden wird.
Dann heißt es für die Kletterer und Kletterinnen die passenden Griffe zu suchen, um Halt zu finden. Immer durch das Seil und die Sicherungsperson am Boden abgesichert.
Verschiedene Schwierigkeitsgrade werden in der Kletterhalle angeboten. Von Schwierigkeitsgrad 3 bis 10. Wobei wir uns auf den Kletterpfaden der Schwierigkeitsklasse zwischen 3 und 5 bewegen, berichtet Sascha Kalkstein. Einer, der in einem Toprope- Kletterkurs ausgebildeten hauptamtlichen Mitarbeiter*innen.
Keinen lässt es kalt, wenn das Ziel erreicht ist, der Gipfel erklommen, ganz oben unter der Hallendecke. Alle haben Gefühlsausbrüche, mal still für sich oder Jubelschreie für Alle, aber auch das Weinen vor Glück kommt häufiger vor.
Und dann kommt das schwierigste. Man muss loslassen, vertrauen haben, einfach mal Hängen lassen, um wieder runterzukommen.
Fotos: Sascha Kalkstein
Text: Tobias Plitzko